Agi­le, Digi­tal & alles anders: Wie Wort­wol­ken den Chan­ge erst befeu­ern – und dann lähmen

Wie „agi­le“ sind Sie eigent­lich? Gehö­ren Sie zu den digi­tal Lea­dern? Empowern Sie Ihre Leu­te? Sind Sie voll com­mit­ted? Haben Sie das rich­ti­ge Mind­set? Augen­hö­he – eh, ach, voll, nor­mal! Manage­ment 3.0, was sonst? Haben die­se Wort­wol­ken einen tie­fe­ren Sinn oder sind es buz­zwords? Sven­ja Hofert meint: beides.

Uns begeg­nen im Kul­tur­wan­del und Chan­ge über­all Wort­wol­ken, die eigent­lich nur Aus­druck für ein ein­zi­ges Phä­no­men sind: Es muss neu sein und anders. Wort­wol­ken sind wie rosa Wol­ken, man fühlt sich mit ihnen wie im Him­mel. Sie einen die Mit­ar­bei­ter, ver­mit­teln ein gemein­sa­mes Grup­pen­ge­fühl, ver­set­zen in Auf­bruch­stim­mung. Dafür sind sie not­wen­dig und wich­tig. Neue Wör­ter schaf­fen neue Bewe­gun­gen. Alles Neue braucht auch einen neu­en Begriff.

Doch ziem­lich sicher ver­kommt die­ser bald zum buz­zword — spä­tes­tens dann, wenn es gilt von der rosa Wol­ke abzu­stei­gen und ins prak­ti­sche Arbei­ten zu kom­men. Da fällt dann auf, dass das Gefühl zwar super ist, aber wir in der prak­ti­schen Arbeit doch nicht das­sel­be mei­nen. Wir pres­sen all die Wort­wol­ken in unse­re orga­ni­sa­tio­na­le und indi­vi­du­el­le Denk- und Hand­lungs­lo­gik – in unser Mind­set. Doch auch die­ses Mind­set ist eben kein Tisch, son­dern …wahl­wei­se buz­zword oder Teil der aktu­el­len Wort­wol­ke rund um New Work. Es wird auf die­se Wei­se im All­tag platt­ge­macht. Sei­ne Schwam­mig­keit hilft dem rosa-Wol­ken­­ge­­fühl auf die Sprün­ge, aber in der Umset­zung wird offen­sicht­lich, wie viel­fäl­tig das damit Gemein­te ist. Egal wel­chen der neu­en Begrif­fe für neue Arbeit man ver­wen­det: Fragt man 10 Per­so­nen, wird man 10 ver­schie­de­ne Defi­ni­tio­nen bekommen.

Für den pro­duk­ti­ven Umgang mit Wort­wol­ken (posi­tiv) oder Buz­zwords (nega­tiv) haben wir fol­gen­de Tipps:

1. Erken­nen Sie den Wert der emo­tio­na­len Dimen­si­on von Wortwolken.

Nut­zen Sie die­sen, um Kul­tur­wan­del zu initi­ie­ren. Sehen Sie das wie die ers­te Pha­se des Ver­liebt­seins: Sie ist nie von Dau­er. Rosa Wol­ken zie­hen vor­bei und damit es nicht blitzt und don­nert, hilft allein schon die Vor­her­sa­ge, dass es Unwet­ter geben wird. Auch wenn kei­ner dar­an glaubt, dass sie wahr wird – es macht Sie als „Lea­der“ und auch als Bera­ter glaub­wür­di­ger. Betrach­ten Sie sich selbst wort­wol­ken­be­rei­nigt, aber sehen Sie sich in der Lage, mit den rosa Wol­ken zu spie­len, um ande­re voranzubringen.

2. Ver­ste­hen Sie die Bedeu­tung von Spra­che im Kul­tur­wan­del, auch von Unternehmenssprech.

Jeder rela­ti­ve Begriff (d.h. alles, was nicht kon­kret ist wie “Tisch”) braucht eine Defi­ni­ti­on, die­se darf und muss all­ge­mein und unter­neh­mens­in­di­vi­du­ell sein. Das scheint nicht selbst­ver­ständ­lich. Neu­lich hat­te ich ein Buch über Digi­tal Lea­der­ship in der Hand, das kei­ne Defi­ni­ti­on ent­hielt, jeden­falls kei­ne Kon­kre­te. Das kann Absicht sein: Defi­ni­tio­nen nageln fest und holen von der Wol­ke her­un­ter, aber spä­tes­tens nach dem ers­ten Juch­hei­die braucht man sie. Jede Defi­ni­ti­on braucht ein Gesicht (das ist auch die rosa Wol­ke), aber immer auch Hand und Fuß – das heißt es muss klar wer­den, wel­che Ver­hal­tens­er­war­tung sich kon­kret dar­an knüpft und dar­aus ableitet.

3. Behan­deln Sie Para­do­xien wie gute Freunde.

Kein Teil kann je ohne sein Gegen­teil gedacht wer­den. Das ist für einen Groß­teil der Mit­ar­bei­ter extrem schwer ver­ständ­lich und auch beängs­ti­gend — und selbst in der Bera­ter­bran­che sind vie­le unter­wegs, die das so nicht sehen und die radi­ka­le Sicht auf eine Sei­te for­dern. Wir sind über­zeugt: Mit die­sem Den­ken ist kein Chan­ge (und übri­gens auch kein Welt­frie­den) mög­lich. Ent­we­der es pola­ri­siert oder das Gegen­teil wird unter den Tep­pich gekehrt. Das Ergeb­nis ist immer das­sel­be: Offe­ne Aus­ein­an­der­set­zung oder Erstarrung.

4. Unter­schei­den Sie Mind­set und Methode.

Das eine ist Denken und das ande­re Han­deln. Und wenn Sie das so sehen, wer­den Sie auto­ma­tisch erken­nen, dass 1.) immer bei­des zusam­men­ge­hört und 2.) die Viel­falt bei­der Begrif­fe unend­lich ist. Ver­ges­sen Sie den ver­ständ­li­chen Wunsch und Ver­such, Ein­heit­lich­keit erzeu­gen zu wol­len. Das Bild vom größ­ten gemein­sa­men Nen­ner passt auch hier. Fin­den Sie ihn gemein­sam mit denen, die die Unter­neh­mens­spra­che sprechen!

 

5. Ver­ste­hen Sie, das vie­le das, was wir hier schrei­ben, nicht wis­sen wol­len kön­nen (kein Fehler!).

Wir Bera­ter sehen und hören mehr, wir sind in unter­schied­li­chen Umfel­dern tätig, wir unter­lie­gen man­nig­fal­ti­gen Ein­flüs­sen. Wir haben des­halb auch mehr Wor­te, Defi­ni­tio­nen, Ver­ständ­nis­se. Wir sehen Unter­schied­li­ches, aber auch Gemein­sam­kei­ten. Mus­ter erken­nen wir schnel­ler. Wir wer­den ande­re mit der Viel­falt mög­li­cher Wahr­hei­ten (oder der Wahr­heit, dass es kei­ne gibt) aber oft abschre­cken, ver­ängs­ti­gen und mit all­zu viel Dif­fe­ren­zie­rung auch über­rum­peln. Des­halb ist der Satz „Men­schen abho­len, wo sie ste­hen“ sicher über­stra­pa­ziert und irgend­wo platt, aber nichts­des­to­trotz sehr rich­tig und in sei­nem Kern gera­de im aktu­el­len Wort­wol­ken­fie­ber ernst zu nehmen.

Wenn Sie das The­ma „Mind­set“ inter­es­siert, lie­fert mein neu­es Buch “Hört auf zu coa­chen” viel­leicht das rich­ti­ge Gedan­ken­fut­ter für Sie (hier bei Ama­zon, bekom­men Sie aber natür­lich überall).

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2 Comments 

  1. Wil­fried Grupe 13. Okto­ber 2017 at 14:49 — Reply

    Lie­be Sven­ja Hofert,

    vie­len Dank für die bril­lan­te Analyse!

    Ja, es gibt jene Reiz­wort­wol­ken, die die Syn­ap­sen in Schwung brin­gen, Auf­bruch­stim­mung ver­mit­teln, den Ehr­geiz von “Must-have” wach­ru­fen und Din­ge ver­ges­sen las­sen, die ges­tern noch über­ra­gend wich­tig erschienen. 

    Wort­wol­ken sind schnell zur Hand, wenn wie­der eine Wun­der­num­mer, etwas fan­tas­tisch Neu­es, Groß­ar­ti­ges, Noch­nie­d­a­ge­we­se­nes, irgend­ein neu­er Super­la­tiv ange­kün­digt wird.

    Sol­che Wol­ken kön­nen den Chan­ge befeu­ern — vor­aus­ge­setzt, hin­ter schö­nen Wor­ten steht ein aus­ge­reif­tes Kon­zept, das klar erken­nen läßt, wo die Rei­se hingeht.

    Es gibt aber auch Fäl­le, in denen ein Chan­ge mit aus­ge­klü­gel­ten Wort­wol­ken ein­ge­lei­tet wird, jedoch nicht gelingt, auch nicht im zwei­ten, drit­ten, fünf­ten Anlauf (jedes Mal mit einer neu­en Wolke). 

    Sobald wol­ki­ge Zie­le sich wie­der­holt als Fata Mor­ga­na ent­pup­pen, ver­lie­ren sie ihre moti­vie­ren­de Funk­ti­on und wer­den zur Quel­le von Frust.

    Mit dem The­ma hat sich schon Goe­the befasst: “Wo Begrif­fe feh­len, da stellt ein Wort zur rech­ten Zeit sich ein.” Hier fin­de ich Ihre Klar­stel­lung sehr gut: hin­ter den Wor­ten müs­sen sich klar defi­nier­te Begrif­fe ver­ber­gen. Denn der Sinn der Wort­wol­ke ist, daß der Chan­ge gelingt.

    • Sven­ja Hofert 13. Okto­ber 2017 at 15:25 — Reply

      Hal­lo Herr Gru­pe, das freut mich und Sie haben mei­ner Ana­ly­se eini­ge sehr schö­ne Gedan­ken hin­zu­ge­fügt. Dan­ke dafür Sven­ja Hofert

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