Kreativität: Wie Einzelarbeit kreativer und innovativer macht
Wann Teamwork wenig sinnvoll ist

Gestern habe ich, Svenja, beim Netzwerktreffen von Brain & Beef, einen etwas zu langen (sorry) Vortrag über Irrungen und Wirrungen der Teamarbeit gehalten. Eingestiegen bin ich mit einem kleinen Experiment: Zunächst sammelte ich zur Frage “was kann man alles mit einem Löffel machen?” in einer Minute Antworten ein. Meine “Zählhilfen” ermittelten 16–17 Antworten, die 3 verschiedenen Kreativitätsstufen zuzuordnen waren (siehe gleich). Danach variierte ich und fragte “was kann man alles mit einer Büroklammer machen?” Dies sollte, dieses Mal in Einzelarbeit, ebenso in einer Minute erfolgen. Ich habe gerade 74 unterschiedliche Antworten gezählt, auf 6 Kreativitätsstufen. Was sollte diese Übung zeigen? Vieles wird in Teamarbeit gemacht, was eigentlich besser einzeln zu erledigen ist — zumindest aber teilweise einzeln. Ideenfindung gehört dazu. Zwar entsteht viel im Dialog, kann Brainstorming mit verschiedenen Personen — richtig organisiert und mit den richtigen Anmoderationen — sehr wertvoll sein. Jedoch ist es oft fruchtbarer, wenn die Vorarbeit einzeln geleistet wird. In offenen Brainstormings kommt hinzu, dass sich oft immer die gleichen Personen beteiligen, die vielfach die Neigung haben, ihre Ideen oder die Ideen ihrer “Buddies” besser zu bewerten. Weshalb sich weniger laute und/oder angesehene Personen oft erst gar nicht zeigen…
Ich habe hier einmal über sechs Sorten von Kreativität geschrieben, im Schnellüberblick, beginnend mit der höchsten Form, der Querdenker-Kreativität (erfordert bestimmte Persönlichkeitseigenschaften wie Offenheit für Neues in den Big Five, und tieferes Wissen):
- Querdenker-Kreativität: höchste Stufe, die viel Wissen erfordert.
- Ideen-Kreativität: sehr freies, fluides Denken notwendig.
- Remix-Kreativität: Abwandlung und Abstrahieren nötig (und damit vorherige Beobachtung).
- Exzentrik-Kreativität: eine kleine Verrücktheit (ohne Wissen).
- Fleiß-Kreativität: Naheliegendes auf, das man leicht kommt auch in der Gruppe.
- Fantasie-Kreativität: ein bißchen Rumspinnen.
Im offenen Brainstorming entstand vor allem viel Fleiß-Kreativität: Sie können einen Löffel z.B. verbiegen und in den Mund schieben. Es meldete sich auch Fantasie-Kreativität: Man kann Schmuck daraus machen. Dazu gleich die Diskussion: Ist dies denn kreativ? Wenn man z.B. vorher schon mal einen Hut mit Löffelschmuck gesehen hat? Was wiederum zeigt, dass schon der Begriff Kreativität keinesfalls einheitlich verstanden wird. Und manches Brainstorming schon aufgrund dessen stockt — wenn sich jemand nämlich fragt “ist das, was ich jetzt sage, wirklich kreativ?” In der Einzelarbeit kamen dagegen alle Bereiche aufs Papier: viel aus dem Bereich Fantasie (Spiele, Kleiderbügel, Gewürztüten), Fleiß (verbiegen, zusammenheften), etwas Exzentrik (Piercing), Remix (Simcard herausholen), aber auch Querdenker (Kabel überbrücken — kommt man nur rauf, wenn physikalische Grundkenntnisse da sind).
Natürlich sind die Prozesse in Unternehmen anders abgebildet und natürlich fordert kein Teamleiter seine Mitarbeiter auf “seid mal eine Minute kreativ”, aber wir kennen viele Situationen, in denen Ideen in einem zu offenen Prozess und im Rahmen von Meetings eingefordert werden — und am Ende nur rauskommt, was vorher schon klar war.
Wer Brainstormings oder einfacher gesagt Ideenfindung, wirklich sinnvoll organisieren möchte, sollte sich zudem klar sein, welche Mechanismen Kreativität killen:
- Selbstbewusstsein: Wer seiner Idee gute Qualitäten zuschreibt, verkauft sie auch besser.
- Wissensstand der Beteiligten: Wer Ideen bewertet, bewertet sie vor seinem Wissensstand — der möglicherweise gar kein Massstab ist.
- Rang- und Hackordnungen: Auch in hierarchielosen Umfeldern gibt es informelle Führer, denen mehr zugetraut wird als anderen, oft allein aufgrund ihres Auftretens.
- Selbstbestätigungstendenz: Auch in der Gruppe neigt man dazu, seine einmal besprochene Idee zu verteidigen, “das ist doch gut”. Man klopft sich gegenseitig auf die Schulter. Und übersieht das wirklich Geniale.
Wie man, etwa als Teamentwickler und Teamleiter, Brainstormin-Prozesse strukturiert, lesen Sie in unserer Teambibel, hier.
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