Der idea­le Team­play­er… ist das Team als Ganzes

Buch­be­spre­chung Patrick Len­cio­ni “The ide­al teamplayer”

Team­ar­beit hat sich grund­le­gend ver­än­dert. Wäh­rend das Zusam­men­spiel immer wich­ti­ger wird, ver­liert die Ein­zel­leis­tung an Bedeu­tung. Gleich­zei­tig wer­den Men­schen wich­ti­ger, die das Team Play­ing för­dern.  Drei Tugen­den machen den Unter­schied.Im Indus­trie­zeit­al­ter war Team­ar­beit oft addi­ti­ve Ein­zel­ar­beit. Ent­spre­chend lag der Fokus auf sozia­len Fak­to­ren. Gute Team­ar­bei­ter muss­ten gut neben­ein­an­der­her arbei­ten. Das gemein­sa­me Pro­dukt war die Abtei­lungs­leis­tung. Die Schnitt­stel­len in ande­re Unter­neh­mens­be­rei­che blie­ben über­schau­bar. Addi­ti­ve Ein­zel­ar­beit ver­schwin­det jedoch. Es blei­ben ent­we­der Spe­zia­lis­ten­tä­tig­kei­ten oder/und Pro­duk­te, Dienst­leis­tun­gen und Pro­jek­te als Ergeb­nis der Zusam­men­ar­beit von vie­len. Die­se Zusam­men­ar­beit ist höchst sen­si­bel und stark durch psy­cho­dy­na­mi­sche Pro­zes­se beeinflusst.

In New York ist Sven­ja der aktu­el­le Best­sel­ler von Patrick Len­cio­ni „The ide­al Team­play­er“ in die Hän­de gefal­len. Wir ken­nen Len­cio­ni bereits vie­le Jah­re – 2001 ver­fass­te der US-Autor „Die 5 Dys­funk­tio­nen eines Teams“, auf des­sen Basis wir unse­ren Dys­­­fun­k­­tio­­nen-Test entwickelten.

Hum­ble, peo­p­­le-smart und hungry

Len­cio­ni schreibt dem idea­len Team­play­er die drei Tugen­den “hum­ble”, “peo­p­­le-smart” und “hun­gry” zu. Das sind schwer zu über­set­zen­de Begrif­fe, des­halb las­sen wir sie hier ein­mal in Eng­lisch ste­hen. In peo­p­­le-smart ste­cken bei­spiels­wei­se ver­schie­de­ne Ebe­nen. Wer peo­p­­le-smart ist, kann ande­re abho­len, auf sie ein­ge­hen, gemein­sa­me Lösun­gen fin­den, stellt die ande­ren und nicht sich in den Vor­der­grund, was natür­lich nicht heißt, dass man eige­ne Über­zeu­gun­gen nicht durch­setzt. Hum­ble bedeu­tet demü­tig und beschei­den zu sein.

Bemer­kens­wert: Len­cio­ni nennt die­se Tugen­den (Vir­tu­es). Die­ser alte, phi­lo­so­phi­sche Begriff bekommt in letz­ter Zeit auch im Zusam­men­hang mit Stär­ken­ori­en­tie­rung auf indi­vi­du­el­ler Ebe­ne eine immer grö­ße­re Bedeu­tung. Bereits Aris­to­te­les sprach von vir­tus. Pla­ton kann­te die Kar­di­nal­tu­gen­den. Über Tho­mas von Aquin gelang­ten die­se Tugen­den in die christ­li­che Welt: Weis­heit, Mäßig­keit, Tap­fer­keit, Gerech­tig­keit. Es ist also so etwas wie die Erwei­te­rung der Tugend­leh­re, die Len­cio­ni hier betreibt, indem er den Blick vom Indi­vi­du­um auf die Grup­pe lenkt. Ist peo­p­­le-smart nicht irgend­wo wei­se und gerecht? Hum­ble nicht auch gemä­ßigt? Und hun­gry am Ende auch tapfer?

“Mons­­ter-Egos“ haben in so einem Kon­text kei­nen Platz. Am wenigs­ten zu ändern sei hun­gry, sagt Len­cio­ni. Ob jemand neu­gie­rig ist, offen und Lust dar­an hat, sich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln sowie Freu­de an der Arbeit hat: Das ist auch ein Stück in die Wie­ge gelegt – sagt der Autor. Unse­rer Mei­nung nach hat es sehr viel mit dem Umfeld und der Iden­ti­fi­ka­ti­on mit der Arbeit zu tun. Ver­glei­chen Sie mal die Mit­ar­bei­ter in ver­schie­de­nen Mc-Donalds- oder Star­­bucks-Filia­­len. Sie wer­den sehen: Da gibt es jene mit Glanz und Freu­de in den Augen und sol­che ohne. Dar­an erkennt man nicht den indi­vi­du­el­len Cha­rak­ter, son­dern die Wir­kung der Führungskraft.

Ver­schie­bung vom Ich zum Wir

Len­cio­nis Fokus auf die drei Eigen­schaf­ten ent­spricht der der­zei­ti­gen Ver­schie­bung der Sicht­wei­se vom Ich zum Wir. Die Zei­ten, in denen Kar­rie­re mit Weg­bo­xen und –bei­ßen, mit Durch­set­zen und Gewin­nen zu tun hat­ten, sind in vie­len Kon­tex­ten vor­bei. Aller­dings auch nicht über­all – Mis­ter Donald Trump ist ein wohl unzwei­fel­haf­ter Ver­tre­ter die­ser Men­ta­li­tät und zeigt, dass man mit Kno­ck­out-Den­ken in bestimm­ten Krei­sen immer noch punk­ten kann.

Mis­ter Len­cio­ni zeigt in sei­nem Buch aller­dings auch eine Rei­he eige­ner blin­der Fle­cken und prä­sen­tiert sich als Ver­tre­ter einer am Ende doch indi­vi­dua­lis­ti­schen Kul­tur, die den Blick vom Ich auf das Wir erwei­tert (und nicht vom Wir selbst aus­geht). Unse­re Erfah­rung: Ein Indi­vi­du­um in einem Team behält Eigen­schaf­ten und Cha­rak­te­ris­ti­ka, aber es kann sein, dass er die­se in dem einen Team ganz anders zeigt und inter­pre­tiert als in dem ande­ren. Ent­schei­dend ist, wie das Team geführt wird und wodurch die gesam­te Orga­ni­sa­ti­on geprägt ist. Der idea­le Team­play­er ent­steht also nicht nur durch sei­ne Per­sön­lich­keit, son­dern auch durch die Mög­lich­kei­ten und Begren­zun­gen sei­nes Umfelds.

Nicht alle müs­sen als Team­play­er gebo­ren sein

Aus die­sem Grund soll­te  die Per­so­nal­aus­wahl in einem team­ori­en­tier­ten Kon­text den Fokus weni­ger auf das Indi­vi­du­um als viel­mehr auf die Grup­pe rich­ten. Ent­schei­dend ist, dass das Team ins­ge­samt hum­ble, peo­p­­le-smart und hun­gry ist – bei den ein­zel­nen Play­ern kann es dabei durch­aus Abstu­fun­gen und Unter­schie­de geben. Ein „Mini-Mons­­ter-Ego“ lässt sich unter den rich­ti­gen Bedin­gun­gen durch­aus zurecht­stut­zen. Auch muss nicht jedes Team­mit­glied gleich hun­gry sein – wir haben super Teams gese­hen, in denen ein, zwei mit gro­ßer Uner­sätt­lich­keit in Sachen Leis­tung, Wis­sen­wol­len und Selbst­op­ti­mie­rung waren und die ande­ren gut mit­zie­hen konnten.

Zugleich waren die weni­ger hung­ri­gen eine opti­ma­le Brem­se für die­je­ni­gen, deren Hun­ger auch auf die Gesund­heit schla­gen könn­te. Ähn­lich sieht es bei „peo­p­­le-smart“ aus. Es gibt galan­te, gewand­te und kom­mu­ni­ka­ti­ons­cle­ve­re Per­sön­lich­kei­ten, die weni­ger peo­p­­le-smar­­te an die Hand neh­men und die­se mit­zie­hen kön­nen. Nicht zu unter­schät­zen ist die Bedeu­tung von Übung und per­ma­nen­ter Ent­wick­lung. Je mehr Team­mit­glie­der ler­nen, unter­schied­li­che Rol­len ein­zu­neh­men, des­to geschmei­di­ger kön­nen sie in ver­schie­de­nen Kon­tex­ten agie­ren und reagieren.

Fazit: The ide­al Team Player 

Len­cio­ni, Autor von erfolg­rei­chen Busi­­ness-Roma­­nen wie “Die 5 Dys­funk­tio­nen eines Teams” oder “Tod durch Mee­ting” hat ein­mal mehr ein inter­es­san­tes Prak­­ti­ker-Modell gelie­fert. Wenn wir dies aus einem Team-Kon­­­text betrach­ten und weni­ger als Sta­­tus-quo- denn als Ent­wick­lungs­prin­zip nut­zen, kann es wert­vol­le Impul­se lie­fern. Das Buch selbst ist Geschmacks­sa­che: Wer Busi­­ness-Roma­­ne mag, dem wird es gefal­len. Len­cio­ni ist ein Meis­­ter-Schrei­­ber. Wer eher an fach­li­chem Input inter­es­siert ist, wird mög­li­cher­wei­se ent­täuscht sein. Tief­gang darf man im Unter­hal­tungs­gen­re aber auch gar nicht erst erwarten.

 

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