Relationale Energie in Gruppen: Von korrosiver zu produktiver Energie
Veränderung und Gruppendynamik

Warum arbeiten manche Gruppen energiegeladen und im Flow zu arbeiten, während andere zusammen in den Seilen hängen? Energie in Gruppen und Teams wird viel zu wenig als wichtiger Veränderungsfaktor betrachtet. Aber was ist das? Wir schauen in das Konzept.
Schnell noch mal den letzten Punkt durchrocken. Wer macht was? „Na klar, wird erledigt.“ Subtext: „Hauptsache, das Meeting ist endlich zuende. Und da wundert man sich dann, wenn nichts rauskommt und manche Vorhaben sich in dauernde Lippenbekenntnisse transformieren. Und nun macht mal den Ton aus. Was spürt ihr im Raum? Wie ist das Energielevel auf einer Skala von 0 bis 10? Wie sähe es aus, wenn wir das mit Batterien verglichen: lädt es auf, ist es neutral oder zieht es Energie?
Energetisierende Gruppen
Gerade komme ich aus einem sehr energetischen Seminar. 12 Leute “Psychologie der Veränderung” – und alle waren begeistert dabei. Die Energie war hoch. Und wenn mal die Luft raus war, merkten alle das — Pause. Das ist nicht immer so. Gruppen sind emergent. Kein Mensch weiß, was entsteht. Es hat wenig mit den einzelnen Teilnehmerinnen zu tun, auch kaum etwas mit Inhalten. Der Kontext spielt eine Rolle, das Zusammenspiel. Auch die Frage, ob sich Menschen mitreißen lassen. Ob ein guter Moment ist. Und ganz wichtig: Die Stimmungen. Stimmungen sind das, was Emotionen folgt, diesen 3–4 Sekunden dauernden Empfindungen. Die Stimmung hält. Sie ist wie eine Farbe, wie Musik.
Gruppen im Change: Veränderungsmotor bleibt aus
Energien in Gruppen spielen auch im Change eine Rolle. Ein Beispiel: Ein „Change“ wird eingeleitet, klasse Auftaktveranstaltung. Alle sind motiviert. Aber nicht aufgrund der Veränderung, sondern weil die Leute Spaß hatten. Viele Veranstaltungen spielen die Beziehungsebene an, werfen aber keinen Veränderungsmotor an. Zurück am Schreibtisch ist die Energie auch gleich wieder raus. Da wird es dann anstrengend – und Anstrengung ist aversiv. Man muss sich überwinden. Das tut nur, wer wirklich einen guten Grund hat, wer will. Druck, will keiner hören, aber auch her spielt eine Rolle. Allerdings nur jener, der freiwillig bewegt. Und der meiner subjektiven Wahrnehmung von Aufgabenschwierigkeit entspricht.
Relationale Energie aus der positiven Psychologie
Die positive Psychologie kennt das als relationale Energie. Sie beschäftigt sich weniger mit der Gruppe, das ist Gebiet der Sozialpsychologie. Und dennoch liefert sie ein hilfreiches mentales Modell, mit dem wir gemeinsam auf die Energien schauen und diese reflektieren können.
Im positiven kennt es die produktive Energie und die angenehme Trägheit, im negativen die resignative Trägheit und die korrosive Energie. Das sind zwar Momentaufnahmen, die aber spezifisch für Gruppen und Teams sein können. Wollen wir etwas erreichen, brauchen wir produktive Energie.
Relationale Energie basiert auf der Annahme, dass positive Beziehungen und soziale Interaktionen unsere Arbeits- und Lebensqualität erhöhen. Unterstützt und aufgehoben, entwickeln wir neue Ideen und erreichen unsere Ziele schneller.
Die Entwicklung von relationaler Energie können wir beeinflussen, indem wir die Energie besprechbar machen. Wir können Stimmungen thematisieren und Emotionen. Dabei sollten wir auf die Mischung schauen: Fehlern der Gruppe positive Emotionen, ist auch die Energie niedrig. Oder andersrum: Herrschen Trauer, Ärger und Angst vor, kann auch nichts energetisch vorangehen. Fast genauso schlimm ist Gleichgültigkeit, die „völlig-egal-Neutralität“.
Korrosive Energie ist die destruktive Energie, die durch negative Beziehungen und soziale Interaktionen freigesetzt wird. Wenn wir uns in schlechten Beziehungen befinden oder negative Interaktionen haben, zieht das und zerstört das unsere Energie nicht nur momentan, sondern vielleicht auch überdauernd. Das Energie kann uns erschöpfen und uns das Gefühl geben, dass wir uns in einem ständigen Kampf befinden.
Das sind also die To-Dos für Teamgestalterinnen:
- Lenke den Blick auf die Gruppe mit Fragen: Wie ist die Energie im Raum?
- Sensibilisiere für Energien: Was ist das?
- Spreche über Emotionen: Thematisiere z.B. Emotionen in Gruppen.
- Mache Unsichtbares sichtbar: Was nimmst du wahr?
- Verleihe der Energie eine Stimme: Was würde sie sehen, könnte sie sprechen?
- Mache viele Pausen.
- Pumpe Energie rein durch das, was die Gruppe gerade braucht (frage sie!)
Ich spreche hier explizit von Gruppen. Für stabile Teams gilt noch mehr, dass sie eine Teampersönlichkeit entwickeln und auch eine spezifische Energie. Diese kann viel dauerhafter sein, etwa Trägheit. In Teams fahren sich Wechselwirkungen noch ein, die Organisation wirkt stark. Deshalb gilt hier: Frühzeitig Augen auf!
Weiterlesen:
- Über die Messbarkeit von Heike Bruch in HR Today hier.
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