Was ist (agile) Führung?
Motivieren, Entscheiden, Coachen, Moderieren.… oder?

Fragen wir in Vorträgen und Workshops Führungskräfte, was Führung ist, so bekommen wir meist zwei Antworten. Für die einen ist Führung motivieren, für die anderen entscheiden können. Natürlich ist beides nicht falsch, aber richtig ist es auch nicht. Es ist einfach sehr stark verkürzt und einseitig. Was ist Führung wirklich? Damit beschäftigen wir uns in diesem Beitrag.
Zunächst gilt es Unternehmens- und Menschenführung zu unterscheiden. Natürlich ist meist beides miteinander verbunden, aber nur wenige können beides gleich gut. Unternehmensführung verlangt konzeptionell-kognitive Fähigkeiten und Handlungsorientierung. Menschenführung braucht eine gesundes Basis Fach- und Prozesswissen und sonst vor allem Soft Skills.
Führungsverständnis entspringt dem Weltbild dessen der es definiert
Meist sind diejenigen, die behaupten, Führen sei vor allem motivieren, mehr in der Menschenführung zuhause, während die Entscheider damit ihr autoritäres oder autoritatives Weltbild begründen. Entsprechend identifizieren sich die Motivatoren sehr mit der Vorstellung von Führung als Coaching oder Moderation, während die Entscheider ihr sachorientierteres Verhalten begründen.
Doch es ist komplexer: Führung ist nicht das eine oder andere, sondern alles im Zeitverlauf und veränderbar und fließend wie menschliche Reife- und Entwicklungszustände. Gibt es denn nichts, was Führung auf den Punkt bringt? Die allgemeinste und beste Definition von Führung ist die Folgende: „Führung ist die Bestimmung von Bewegung“, definieren Michael Paschen und Erich Diehsmeier in dem sehr empfehlenswerten Buch „Psychologie der Menschenführung“. Sie meinen damit zeitliche und räumliche Bewegung. Und sie sagen auch gleich, was Führung nicht sei: Freiheit.Darüber wird der ein oder andere streiten.… gern hier im Blog.
Es ist nicht alles möglich
Aber es ist nachvollziehbar: Da Führung die Bestimmung von Bewegung ist, nimmt sie auch dem Einzelnen ei Stück Autonomie. Genau das ist gewünscht und erleichtert das Leben doch sehr. In diesem Verständnis reduziert Führung Komplexität. Mir gefällt die Bewegungs-Definition gut, da es der Führung dieses Ambiente des lockeren „Rahmengebens“ nimmt, in dem alles möglich ist. Es ist eben nicht alles möglich. Und Aufgabe von Führung, wirtschaftlicher wie politischer ist es, eine Richtung zu bestimmen. Auch der agilen Führung, die oft wie ein waberndes Laissez-faire-Gespenst daherkommt. In das agile Konstrukt schiebt sich oft ein Verständnis von Führung als Dienstleistung: Man unterstützt nur noch, man steuert nicht mehr. Dass Menschen jedoch Bewegung, also Richtung brauchen, sieht man an allen Enden und Orten. Doch ist es möglich, diese Richtung anders zu geben als bisher gewohnt, also nicht durch Command and Order, sondern durch beispielhaftes Vorausgehen.
Führungsverständnisse entsprechen dem Zeitgeist
Die Definition von Führung entspricht oft dem Weltbild desjenigen, der sie gibt — und dem Zeitgeist. Gerade habe ich, Svenja, mir das Spezialheft “Führungsklassiker” vom Harvard Business Manager noch einmal durchgeblättert. Dort finden sich Artikel von Drucker, Katz, Goleman, Kottler. Sie alle repräsentieren ein sehr unterschiedliches Managementverständnis und repräsentieren auch den Zeitgeist. Die Unterscheidung vom charismatischen Leader und dem Apperatschik-ähnlichen Manager geht etwa auf Zalesnik zurück, ist etwa 30 Jahre alt und immer noch gern zitiert.
Peter Drucker ist ein Vertreter des Management by Objectives, also des Führens mit Zielen. Führungspsychologisch geht dieses Management by Objectives Hand in Hand mit der transaktionalen Führung. Diese ist definiert durch einen Tausch: Der Mitarbeiter gibt sein Engagement für eine Belohnung — in der Regel Geld. Das klingt nicht agil und nicht mehr zeitgemäß. Ein kurzer Check bei GoogleTrends unterstützt diese meine Einschätzung: Management by objectives ist komplett out, agiles Management voll im Trend. In den Firmen sieht das allerdings noch ganz anders aus. Das ist teilweise nicht mal Management by objectives angekommen. Man hängt bei noch älteren Modellen. Oder eben seiner eigenen “Praktiker”-Interpretation von „Motivieren“ oder „Entscheiden“.
Führung ist notwendig, weil ohne chaotosche Zustände entstehen, arüber besteht wohl Einigkeit. Wenig bewusst ist vielen dabei, dass das Verständnis von Führung dabei sehr stark den gesellschaftlichen Trends und kulturellen Prägungen unterliegt, wie Felix Brodbeck, Professor an der LMU München in einer Interpretation der Studien von Führungsforscher Robert House, feststellte.
Führung zur Selbstführung
Wenn Reinhard K. Sprenger Führung als Führung zur Selbstführung und Organisation von Zusammenarbeit definiert, so spricht aus dieser Definition ein kooperatives, agiles Weltbild: Die Menschen sollen lernen, selbst zu entscheiden. Führung in diesem Sinn ist auch Befreiung von einer dogmatischen, formenden, vorschreibenden Führung. Sie bleibt indes bewegungsbestimmend. Aber auf eine andere Art: Die Teammitglieder entscheiden, die Bewegung mitzumachen, sie “committen” sich.
Diese Führung auf der Basis von Commitment greift auf der Individualebene auf die Mittel des Coachings und der Moderation zurück. Diese Individualebene, auch das ist ein gesellschaftlicher Trend, stand Jahre im Vordergrund. Das ändert sich, auch im Zuge von steigender Komplexität und Agilität. Die Teamebene wird immer wichtiger. Auf der Teamebene nun nutzt Führung die Mittel einer Teamentwicklung, die sich nicht als öffentlichkeitswirksames Teambuilding mit Eventcharakter versteht, sondern als ernsthaftes Führungsinstrument.
In diesem Sinn laden wir Sie herzlich zu unseren regelmäßig stattfindenden Webinaren „Führung als Teamentwicklung“ ein.
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