Welche Fragen sich Führungsteams jetzt stellen sollten
Team oder nicht Team ist jedenfalls keine Frage

Was Teams erfolgreich macht, wurde immer wieder untersucht. Doch wie ist es mit Führungsteams? Warum setzt sich Teamarbeit im Senior Management so schleppend und rudimentär durch?
Im Cockpit oder Operationssaal kann Teamarbeit den Unterschied zwischen Tod und Leben ausmachen. In der Wirtschaft sind Folgen schlechter Teamarbeit weniger offensichtlich. Falsche Entscheidungen zeigen sich oft zeitverzögert, etwa in einer dünnen Patent-Pipeline oder einer Fehlinvestition. Das ist ein Grund, warum Teamentwicklung sich noch immer vor allem auf die unteren Ebenen bezieht.
Verstärkter Egozentrismus, wenig Teambewusstsein
Hinzu kommt, dass dort der Karriere-Ehrgeiz naturgemäß ausgeprägter ist. Somit herrscht oft mehr Wettbewerb, verstärkter und strukturell belohnter Egozentrismus und vor allem wenig Teambewusstsein. Was sich selbst als Team bezeichnet ist in Wahrheit ein Gremium oder eine Gruppe. Es fehlt der klare Blick auf ein gemeinsames Ziel und die Belohnung für Kooperation, ja Co-Kreation.
Im Denken von Gestern das Neue plattmachen
Ein weiterer Grund ist historisch: Team war historisch etwas für die „einfachen“ Menschen, ein Ablenkungsmanöver für die Beziehungssuchenden und weniger Ambitionierten. Auch das dreht sich fundamental, denn Teams sind nun das Zentrum der kreativer Wertschöpfung. Wenn das Management sich dafür entscheidet. Auch dafür braucht es Team. Einzelentscheidungen führen nur zu Copycats, die im Denken von Gestern das Neue plattmachen.
Das muss sich ändern. Gerade jetzt sind jedoch weise Management-Entscheidungen wichtiger denn je. Der Strukturwandel erfordert konzertierte Aktionen, Originalität und Ideen. Der Umgang mit künstlicher Intelligenz gibt den nächsten Push für Umdenken: Nicht mehr Entscheider sind die klügsten, sondern jene, die zukunftsfähige Entscheidungen generieren können.
Es gäbe also viele Gründe, sich zusammenzutun. Aber immer noch nehmen Führungsteams sich von der Teamentwicklung aus, beziehen diese auf wenige und kurze Events und widmen sich nicht den wirklich zentralen Fragen.
10 Fragen an das Führungsteam (das eines werden will):
- Komplexität: Erkennen wir Komplexität und behandeln wir sie auch so? Sind unsere Strukturen der Komplexität angemessen? Haben wir Themen wie Reflexion und Auswertung genauso verankert wie Plan und Strategie?
- Fähigkeiten: Haben wir die richtigen Fähigkeiten für eine Zukunft mit künstlicher Intelligenz – im Führungsteam und in der Belegschaft? Wer aus dem Team hat sich damit beschäftigt? Wie können wir unser Know-how auf ein nächstes Level stellen?
- Denk- und Handlungslogik: Haben wir die passende Denk- und Handlungslogik für die Komplexität unserer Branche? Sind wir in der Lage Probleme gemeinsam und ohne Eitelkeiten zu lösen?
- Streitfähigkeit: Streiten wir uns wirklich um die Sache? Oder bevorzugen wir in Wahrheit ein angenehmes Zusammensein?
- Messbarkeit: Woran messen wir uns selbst? Haben wir die passenden Benchmarks, schauen wir auf wirklich relevante Andere oder agieren wir immer noch in alten Branchengrenzen?
- Ziele im Blick: Haben wir ein wirkliches gemeinsames Ziel oder ist dieses nur auf der Schaubühne? Woran erkennen wir dieses Ziel? Erkennt jeder das gleiche?
- Anreize: Haben wir die richtigen Anreizsysteme, um sowohl individuelle als auch gemeinsame Leistung zu fördern?
- Kontrolle: Haben wir die richtigen (Selbst-)Kontrollsysteme? Prüfen wir auch Entscheidungen angemessen?
- Neues: Wie gehen wir mit Andersdenken und Ideen um? Haben wir die richtige Kultur, um Selbstbestätigungstendenzen offensiv zu challengen?
- Pluralismus: Sind wir pluralistisch genug für eine pluralistische und komplexe Organisation?
Für Führungsteam gelten dabei ähnliche Gütekriterien wie für normale Teams. Was Teams erfolgreich macht ist also relativ gut untersucht. Die Kriterien sind laut dem Teamforscher Eduardo Salas — und beinhalten weitere Fragen:
- Fähigkeiten: Besteht überhaupt die Fähigkeit zur Teamarbeit? Wissen alle, was es heißt, sich am Kollektiv auszurichten?
- Kooperation: Haben die Teammitglieder passende Glaubenssätze und Überzeugungen über Zusammenarbeit? Oder denken sie insgeheim, dass Teamarbeit nur eine Showveranstaltung ist?
- Koordination: Haben die Teammitglieder effektive Methoden zur Zusammenarbeit, auch im Umgang mit Konflikten und Emotionen? Dazu gehört auch Reflexion und Metakognition.
- Kommunikation: Information muss übergreifend geteilt und verfügbar gemacht werden, Experteninseln vermieden werden. Doch auch das gemeinsame Verständnis von Themen wie Agilität muss vorhanden sein. Wird darüber überhaupt gesprochen?
- Kognition: Teilen die Teammitglieder ihr Verständnis über das Setzen von Prioritäten, Rollen, Visionen, Wenn-dann-Szenarien etc. Wird überhaupt in die Entwicklung gemeinsame mentale Modelle investiert?
- Bedingungen: Fördern die Rahmenbedingungen des Systems überhaupt den Teamblick? Gibt es Raum, Zeit und sonstige Ressourcen für die Teamarbeit? Oder ist nicht mehr drin als zwei Stunden im Rahmen des Offsites?
Tipps zum Weiterinformieren:
- Podcast von Eduardo Salas für die Psychological Association hier
- Svenja Hofert / Thorsten Visbal: Teams und Teamentwicklung, Vahlen 2019
- Eduard Salas, Scott Tannenbaum: Teams that work. 2020
-
Foto von August de Richelieu: https://www.pexels.com/de-de/foto/geschaftsmann-mann-menschen-frau-4427430/
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