Wie gehe ich mit Konflikten in Team und Organisation um?
Die Kunst des Konflikts

Konflikte sind notwendig, damit etwas Neues entstehen kann. Entscheidend ist, dass Sie den Konflikte als das erkennen, was er ist: Ein System mit einem Muster, das es aufzubrechen gilt. Hier erhalten Sie Hintergrundwissen, Beispiele sowie Tipps für den Umgang mit Konflikten.
Haben Sie einen Konflikt?
Dann wissen Sie wahrscheinlich: Konflikte sind selbstständig, auch wenn sie noch klein sind. Sie führen früh ein Eigenleben.
Sie bestehen selbst dann noch, wenn sich die Konfliktparteien beruhigt haben, also beispielsweise einig geworden sind. Dann ist zwar Luft rausgelassen, der Konflikt ist aber nicht aus der Welt. Er ist einfach nur Vergangenheit – und kann sich wieder in die Gegenwart drängen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn er „schwelt“, wenn also nichts getan worden ist, um ihn zu regulieren. Mit den beteiligten Personen selbst muss er dabei gar nicht viel zu tun haben. Es kann sein, dass sie einfach stellvertretend für einen Konflikt der Organisation stehen.
Beispiel für einen Teamkonflikt
Stellen Sie sich nur folgende Situation vor: In einer Organisation fühlt sich eine ältere, männliche Führungskraft aufgrund „expansiver“ Frauenförderung benachteiligt. Seine neue, jüngere Kollegin führt mit Kompetenz. Sie kommuniziert viel. Doch ihr fehlt noch das Bewusstsein für bestehende informale Netzwerke und subtile Kommunikation. Zudem ist sie als „Neue“ ohnehin in einer schwierigen Situation. Sie hat keine Hausmacht.
Die beiden geraten immer wieder aneinander – es bilden sich Unterstützergruppen. Als die von ihr als hinterlistig empfundenen Machtspiele die „Neue“ zum Weinen bringen, legt man ihr hinter vorgehaltener Hand Empathie bekundend, das dennoch als Schwäche aus. Dass der Mann schließlich „gewonnen“ hat, zeigt sich daran, dass immer weniger Teammitglieder sich offen hinter sie stellen…
Irgendwann, viel zu spät, zieht die nächsthöhere Führungskraft die Reißleine und versetzt die Frau in eine andere Abteilung. Doch der Konflikt bleibt bestehen – in der Erinnerung der, die dabei waren, aber auch ihrer Nachfolgenden. Und auch in der Geschichte, die jeder neuen weiblichen Führungskraft erzählt wird. Dabei wird der Konflikt größer und noch dramatischer. Der eine ist längst in Rente, die andere in einem anderen Unternehmen – aber der Konflikt ist noch spürbar.
Der Regelkreis des Konflikts
Konflikte entwickeln eigene Muster, einen eigenen Regelkreis. Typischerweise schreibt sich dabei das Verhalten der Konfliktbeteiligten in einer unendlichen Schleife fort. Sie beinhaltet eigene Regeln, auch zum Umgang mit dem Konflikt: Aussprechen, verschweigen, großreden, kleinreden… Die Lösung liegt dann immer darin, diese Regeln aufzubrechen. Es kann beispielsweise sein, dass die Harmonieorientierung jemanden dazu bringt, immer wieder nachzugeben, Erklärungen zu finden. Auch dann noch, wenn eine Partei längst die Grenzen überschritten hat. Man will den anderen nicht als Feind erkennen. Doch manchmal ist das nötig.
Konfliktlabialisierung statt Konfliktlösung
„Wer andere nicht als Feinde anerkennen kann, hat sich für Teilblindheit entschieden. Es ist ein wesentliches Merkmal seelischen Intaktseins, andere als feindlich wahrnehmen zu können“, schreibt der Autor von „Die Kunst des Konflikts“, Klaus Eidenschink.
Die Frau in diesem Beispiel konnte das nicht. Andere als feindlich anzusehen? Unmöglich! Wir sind doch gebildet, sachlich, vernünftig. Nun ja: Ihre subtile Aggressivität in der eigenen moralischen Überlegenheit, das Signal ihres Doktortitels — die sah sie nicht.
Durch das Auflösen des Regelkreises, wird eine Verflüssigung des Konflikts möglich. Und jeder von uns hat andere Grundmuster, die zu labialisieren sind. Und darüber, ohne Wunder, verändert sich auch der Konflikt. Er muss nicht weggehen und wird sich nicht auflösen – aber er gebiert eine neue Ordnung.
Und darum aber geht es.
„Konflikte können nicht gelöst werden. Müssen sie auch nicht. Sollen sie auch nicht. Konflikte können reguliert werden”, so Eidenschink.
In diesem Sinn ist ein Konflikt nicht lösbar. Es braucht etwas, um ihn zu regulieren. Und das ist gewöhnlich ein Umgang mit dem Konflikt, der den Konfliktparteien bisher fremd war. Am Ende geht es darum, herauszufinden, wie wir verflüssigen können, was hart geworden ist. In uns selbst, in den Interaktionen.
Eigene und fremde Bewertungen infrage stellen
Eigene und fremde Bewertungen infrage zu stellen ist dabei eine besonders wichtige Fähigkeit im Umgang mit Konflikten. Zu feste Wertvorstellungen kanalisiert in „man muss doch“ oder „man darf nicht“ sind regelmäßig Konfliktverschärfer. Der Konflikt interessiert sich nicht für meine und unsere Werte. Im Gegenteil: Er challengt sie.
Ebenso wie Vorstellungen von „Konfliktlösungen“ oft werte-überfrachtet sind. Wer dagegen reguliert und nicht löst, sucht nach neuen Spielräumen. Das kann mit Konsens oder Streit passieren, je nachdem, was Spielräume schafft und funktional ist.
Die Grenze vom gesunden Streit zum Konflikt ist fließend und wird individuell wie kulturell unterschiedlich empfunden. Während in kreativen Branchen oft ein rauerer Ton herrschen darf, ist dieser in ordnungsorientierten Branchen oft verpönt. Gesund ist der dennoch.
„Wenn der Klügere mit der besten Lösung nachgibt, dann ist das eben nicht klug. Wenn der mit der falschen Lösung sich durchsetzt, ist das dumm“, so Eidenschink.
9 Tipps für den Umgang mit Konflikten:
- Teamziele sollten klar definiert und transparent sein. Konflikte entstehen typischerweise dort, wo diese unklar sind und wo ständig Interessen miteinander kollidieren.
- Teambuilding kann dazu beitragen, das Vertrauen und Zusammenarbeit im Team gestärkt werden. Vor allem gegenseitiges Verständnis von unterschiedlichen Stärken, die auf das Teamziel einzahlen, können helfen.
- Feedback von Kritik unterscheiden und etablieren: Eine Feedbackkultur mit regelmäßigen Rückmeldungen hilft Missverständnisse frühzeitig zu klären.
- Statt vorübergehende Lösungen für schwelende Konflikte zu suchen, sollten Teams langfristige Lösungen anstreben, die wiederkehrende Konflikte verhindern. Dies kann die Anpassung von Arbeitsprozessen, Rollen oder Verantwortlichkeiten umfassen.
- Sprechen Sie über das, was passiert. Teammitglieder sollten in der Lage sein, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken, ohne Angst vor negativen Konsequenzen. Dies erfordert ein unterstützendes und respektvolles Teamumfeld.
- Bauen Sie die Kommunikationsfähigkeiten aus: Es ist hilfreich, wenn Teammitglieder zuhören können und gemeinsam nach Lösungen können ohne in einen Anklagemodus zu verfassen.
- Sorgen Sie dafür, dass Streit und Konflikt unterschieden werden kann. Schaffen Sie ein positives Umfeld für konträre Meinungen.
- Suchen Sie sich die externe Hilfe eines Mediators, wenn den Worten Taten gefolgt sind, der Konflikt also in einer Eskalationsschleife streckt.
- Halten Sie Moral und persönliche Einstellungen von der Arbeit fern: Hier ist immer ein hohes Konfliktpotenzial, umso mehr in internationalen Umgebungen mit vielen Nationalitäten.
Vergessen Sie dabei nicht: Konflikte stellen stets die bestehende Ordnung in Frage. Sie tun das bezogen auf Machtverhältnisse, aber auch auf Arbeitsprozesse und auf Erneuerung. Sie sind stets emotionale und berühren Wertvorstellungen. Wandel und Transformation sind deshalb ohne Konflikt kaum denkbar.
Lesetipps:
- Klaus Eidenschink (2023): Die Kunst des Konflikts. Carl Auer
- Kolumne No. 49 von Svenja Hofert “Es lebe der Konflikt”
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