Wie Sie Hochleistungsteams bauen
Die drei Dimensionen echter Hochleistungsteams

Alle spielen zusammen, jeder beherrscht sein Instrument. Wie sehr es auf jeden Einzelnen ankommt, wird selten so schnell offensichtlich wie bei einem klassischen Musikorchester. Da spielt jemand die erste Geige? Kein Problem, wenn es denn die Beste ist. Aber wie entsteht so ein Hochleistungsteam? Und muss jedes Team es werden?
In unseren Ausbildungen werden wir öfter gefragt, ob wir erwarten, dass die Gruppe Teilnehmender ein Team werden solle, gar ein Hochleistungsteam.
Wir erwarten es nicht. Es ist nicht nötig, denn wir erstellen kein gemeinsames Produkt. Das ist schon mal ein Unterschied. Wir agieren vor allem auf der sozialen Dimension. So entstehen bei uns Gruppen, die manchmal Teamcharakter haben. So treffen sich einige unserer Gruppen auch Jahre später noch. Sie werden besser und besser. Trotzdem sind sie keine Hochleistungsteams, weil es in ihrer DNA nicht so angelegt ist.
Hochleistungsteams müssen auf drei Dimensionen aktiv sein. Sie können in zwei Domänen ihren Schwerpunkt haben: In der Domäne der Kompliziertheit finden sich objektive Kriterien und Messlatten – siehe Orchester. In der Domäne der Komplexität stehen dagegen Überraschungen im Vordergrund – typisch für Forschung und Entwicklung.
Hochleistungsteams sind auf allen Dimensionen aktiv:
- Zeitdimension: Dazu zählen chronologische Aspekte. Auch Ziele und Ergebnisse sowie Geschwindigkeit gehört dazu. Relevant sind aber verschiedene Aspekte auch jenseits chronologischer Zeit. Wie können Unternehmen einen Unterschied machen? Eine Frage in der Performancestufe des Umgangs mit Zeit, ob Chancen und Zufälle einbezogen werden können. Beispiel: Kann ein Team selbstständig Beziehungen über die Grenzen der Unternehmung gestalten und in seine Arbeit einbeziehen?
- Sachdimension: Dies beinhaltet alle inhaltlichen Fragen. Auch Aspekte von Rollen und Verantwortlichkeit liegen hier sowie Ressourcen. Ist die Kompetenz vorhanden ist auch eine sachliche Frage. Und das meint durchaus nicht nur die Kompetenz im fachlichen Sinn. In dieser Dimension machen Organisationen einen Unterschied, die berücksichtigen, dass Leistung nicht additiv ist. Sie entsteht emergent, sie lässt sich nicht berechnen. Beispiel: Kann ein Team kompetente Rückmeldungen über die eigenen Kompetenzen geben, auch über die fehlenden?
- Sozialdimension: Diese Dimension bezieht sich auf die Zusammenarbeit, auf das Verständnis und die Kommunikation untereinander. Und natürlich: auf Vertrauen. Die fortgeschrittene Sozialdimension berücksichtigt Gruppendynamiken und systemische Aspekte. Die Frage etwa: Welche Logik treibt Konflikte? Da sind dann z.B. Widersprüche zwischen dem, was das Team will und was die Organisation möchte. Und mittendrin die Frage: Was dient dem Ziel? Beispiel: Kann ein Team eigenständig Konflikte erkennen und weiß es, dass diese sich nie lösen, sondern immer nur regulieren lassen?
In Unternehmen sind anders als im Sport und der klassischen Musik Leistungsunterschiede oft viel weniger offensichtlich. Es ist oft auch oft nicht klar, welche Kompetenzen wirklich zum besten Ergebnis beitragen – und wer diese unter welchen Bedingungen anwenden kann.
Wenig objektive Bewertungskriterien — da ist Hochleistung schwieriger
Es gibt wenig objektive Bewertungskriterien – dafür viel „Affentanz“. Es wird also viel Aufheben um oft nichts gemacht. So sind “Hochleistungsteams” in Unternehmen nur dadurch zu erkennen, dass sie sie interne und externe Bezugsgrößen suchen. Die Frage muss also sein, woran sie sich messen – und mit wem. Es sollten natürlich die Besten sein. Denn damit macht man sich einen wichtigen Effekt zunutze: Wer sich mit anderen vergleicht, die besser sind als man selbst, tankt etwas Verunsicherung. Gerade so viel, dass es motivierend ist und nicht desillusionierend. Die Verbesserung muss ambitioniert, aber machbar sein.
Dauernde Teamentwicklung fern vom Kuschelmodus
Das erfordert, dass Hochleistungsteams, oder solche die das werden wollen, reflektiver sein müssen als andere. Sie brauchen dauernde Teamentwicklung und zwar nicht im Kuschelmodus, sondern mit dem Fokus auf Leistung im Ich und Wir. Jedes Teammitglied muss verstehen, was erreicht werden soll. Jedes Mitglied übernimmt die Verantwortung nicht nur für Aufgaben, sondern Ergebnisse.
Ein Blick in den High Performace Team Survey von Josef Fischer und Henrik Huettermann (hier) kann helfen eine Ahnung zu bekommen, was das bedeutet. Bei diesem Survey wurden die Ergebnisse des „Project Aristotle“ von Google zugrunde gelegt. Google hat in einer unternehmensinternen Untersuchung analysiert, durch welche psychologischen Merkmale sich Arbeitsgruppen mit besonders hoher Effektivität auszeichnen. Dabei wurden die folgenden fünf Dimensionen identifiziert:
- psychologische Sicherheit,
- Leistungsorientierung,
- Klarheit,
- Bedeutsamkeit und
- Wirksamkeit
Hochleitungsteams-Fragebogen Kurzversion:
- In meinem Team kann man sich trauen, Probleme und Fehler offen anzusprechen. (Psychologische Sicherheit)
- In meinem Team wird genau darauf geachtet, dass alle Mitglieder die bestmögliche Leistung erreichen. (Leistungsorientierung)
- In meinem Team ist allen Mitgliedern klar, was zu tun ist. (Klarheit über Rollen, Prozesse & Ziele)
- Mein Team hat das Gefühl, dass unsere Arbeit sehr wichtig ist. (Bedeutsamkeit)
- Mein Team leistet einen wichtigen Beitrag zum Gesamterfolg der Organisation. (Einfluss auf die Organisation)
Der Fragebogen kann mit einer vierstufigen Likertskala bearbeitet werden.
Noch einmal zusammenfassend die wichtigsten Tipps:
- Unterscheiden Sie bei Hochleistungsteams die drei Dimensionen Zeit, Sache und Soziales. Bei Hochleistungsteams müssen alle drei Dimensionen auf hohem Niveau zusammenspielen.
- Hochleistungsteams brauchen ein gemeinsames Ziel, das nur erreicht werden kann, wenn alle sich dafür begeistern.
- Hochleistungsteams brauchen Vergleichsgrößen innerhalb und außerhalb der Organisation brauchen. An was, aber auch an wem messen wir uns?
- Hochleistungsteams benötigen gute Ressourcen. Das betrifft Zeit, Geld, Personal, Raum, aber auch Kompetenzen. Es muss klar sein, worauf das Team ohne Reibung zurückgreifen kann.
- Hochleistungsteams brauchen dauernde Teamentwicklung. Sie sind nicht irgendwann im Performing angekommen, sondern müssen das Performing selbst auf ein anderes Niveau bringen.
- Hochleistungsteams brauchen erhebliche individuelle Leistungsbereitschaft: Die Mitglieder selbst brauchen entsprechend Ehrgeiz und Durchhaltevermögen. Mehr noch als ein anderen Teams, steht auch die individuelle Leistung im Fokus.
- Hochleistungsteams müssen eine Konflikt- und Streitkultur haben – vor allem wenn es wenig objektive Kriterien für ihre Leistung gibt und sie in der Domäne Komplexität einen Schwerpunkt haben. Also dort, wo die Überraschungen Alltag sind.
Foto von cottonbro studio: https://www.pexels.com/de-de/foto/menschen-frauen-spielen-fenster-7095043/
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