Der Elefant im Teamraum
Wie Sie als Teamentwickler und agile Coach darüber sprechen

Der Elefant im Raum ist das Ungesagte, Unausgesprochene. Im Team kommt er als Teamelefant daher. Er ist dann das, was ein Team hindert, sich weiter zu entwickeln. Außenstehende merken die Anwesenheit des Teamelefanten oft schnell. Aber sollten agile Coaches oder Teamentwickler über ihn sprechen?
Wir kennen ihn alle, den Elefanten im Raum. Alle wissen, dass er da ist. Sie spüren ihn, sie fühlen ihn, sie wissen, was er ist. Doch niemand traut sich, ihn zu benennen. Denn der Teamelefant ist das Unausgesprochene im Teamsystem.
Als Teamgestalter und Mediator habe ich es oft mit zähen und verhärteten Team- und Konfliktsituationen zu tun. Entsprechend auch mit den unterschiedlichsten Elefanten im Raum. Jeder weiß etwa, wer für das Projektdesaster verantwortlich ist. Jeder weiß, dass die Führungskraft heimlich belacht wird, weil sie nie entscheidet. Der Tod der Gründerin des Unternehmens steht bei jedem Treffen im Raum. Solche und andere Beispiele gibt es viele.
In diesen Situationen geht mir der Refrain „Soll ich‘s wirklich machen oder lass ich‘s lieber sein?“ durch den Kopf. Meine Antwort und Überzeugung ist meist Ja und nicht Jein, wie die Band „Fettes Brot“ singt.
Den Blick zuerst dem Nein zuwenden
Das zu direkte Ansprechen des langfristig Unausgesprochenen kann aber auch zu unangenehmen Situationen für Beteiligte führen. Sogar zu Schock und Überforderung.
Ein möglicher Grund ist, dass das Team für eine offene Teamkommunikation noch nicht die notwendige Reife hat. Bitte verstehen Sie Reife nicht wertend: Reife im Team ist das Ergebnis von Reflexionserfahrung.
Ein weiterer Grund kann sein, dass Personen unterschiedlich betroffen sind, bedingt etwa durch Unternehmenszugehörigkeit. Oft besteht nicht die notwendige Vertrauensbasis oder es fehlt an Mut, den Konflikt zu thematisieren. Auch Sorge, dass das System aus dem Gleichgewicht kommt, kann eine Rolle spielen. Dann könnte die Benennung das Teamsystem destabilisieren und die Dynamiken verstärken. Wenn das nicht aufgefangen und in positive Energie umgewandelt werden kann, ist das kontraproduktiv. Besonders Emotionen werden ungern thematisiert. Doch machen Sie sich klar: Ohne Emotionen können wir uns nicht weiterentwickeln. Die schönsten Bildchen nutzen nichts, wenn wir nicht an unsere Gefühle kommen. Das gilt für den gesamten Teamentwicklungsprozess.
Wenn das “Ja” überwiegt!
Nur das, was gesagt wird, kann auch gelöst werden. Menschen trauen sich im Arbeitskontext oftmals nicht kritische Punkte anzusprechen, weil sie sich nicht gegenseitig wehtun wollen. Sie benötigen Unterstützung. Personen, mit negativen Emotionen wie Angst oder gar Wut
fühlen anschließend Erleichterung. Es kann also die so wichtige Entwicklung entstehen, indem der Schatten über dem Elefant sich auflöst.
Team-Arena kann sich deutlich vergrößern
Durch das Ansprechen des Teamelefanten durch einen Dritten verkleinert sich der Blinde Fleck und es erweitert sich die Team-Arena, also der Bereich des Möglichen. Menschen gelangen leichter außerhalb ihrer Komfortzone in die Entwicklungszone. Das ganze System kann sich neu stabilisieren, z.B. Vertrauenszuwachs, Etablierung einer neuen Feedbackkultur.
Für mich überwiegen die Chancen und positiven Erfahrungen, den Elefanten im Teamraum besprechbar zu machen. Den Moment habe ich oftmals als bedeutsamen Wendepunkt im Teamprozess erlebt. Meist steht hinter dem Elefanten ein anderer Elefant, sprich: das eigentliche Thema kann erst jetzt bearbeitet werden.
Vorsicht vor zu viel Direktheit
Aber Vorsicht: Ich habe erlebt, was bei einem unvorsichtigen, zu direktem Ansprechen passieren kann: Menschen gelangen in eine für sie unangenehme Situation, ein Schock wird verursacht und das Vertrauen stürzt in den Keller. Hier hilft vorab oft ein Blick auf Dysfunktionen oder vielmehr die Funktionen im Team.
Deshalb: Es ist wichtig, sich über das eigene Ja, Nein oder Jein im Klaren zu sein, sprich: die eigene Haltung zu kennen und ein Bewusstsein für Gruppendynamiken natürlich auch im virtuellen Raum zu haben. Diese unterscheiden sich teils deutlich von Präsenz, erst recht wenn die Menschen erst seit der Coronapandemie Erfahrung damit haben und nicht seit 20 Jahren in internationalen Online-Teams arbeiten.
Wenn Sie den Elefanten ansprechen ist ein vorsichtiges Spiegeln wichtig, etwa „Ich bin bei der Aussage irritiert.“, „Ich nehme da einen Widerspruch wahr.“ Es gilt Hypothesen anzbieten statt Zuschreibungen und Bewertungen zu formulieren, z.B. „Mal angenommen, …“, „Rein hypothetisch, …“
Ganz wichtig: Ohne Vertrauen geht es nicht. Vertrauen ist auch die Basis, auf der der Teamelefant seine Form und seinen verbalen Ausdruck bekommt.
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