Fixed, Growth und Fal­se Growth Mind­set: Sind wir nicht alle ein wenig Mixed?

Die aktu­el­le Arbeits­welt for­dert Per­sön­lich­kei­ten mit einem offe­nen Wesen und hoher Bereit­schaft, eige­ne Grund­an­nah­men in Fra­ge zu stel­len. Das Modell des Fixed- und Growth-Min­d­­set ist her­vor­ra­gend geeig­net, um damit prak­tisch zu arbei­ten. Selbst- und Grup­pen­re­fle­xi­on sind zen­tra­le Inter­ven­tio­nen, um Wachs­tums­brem­sen zu lösen. 

Das Modell des Fixed und Growth Mind­set nach Carol Dweck ist bestechend ein­fach — aber wie alles Ver­ein­fa­chen­de auch irre­füh­rend, wenn es nur an der Ober­flä­che ver­stan­den wird. So gibt es nicht weni­ge Per­so­nen, die für sich ein Growth Mind­set dekla­rie­ren und ande­ren eine Fixie­rung unter­stel­len. Dies pas­siert gewöhn­lich, wenn man sich stark an der Ober­flä­che bewegt.

Dabei ist es viel­fach sinn­vol­ler, sich ein­zel­ne Rou­ti­nen anzu­schau­en. Wie genau sieht das Ver­hal­ten aus? Bei­spiel: Wie ver­hal­ten sich Füh­rungs­kräf­te, wenn sie Auf­ga­ben lösen? Was tun sie, und was tun sie nicht? Letz­te­re Fra­ge ist oft die Interessantere.

Carol Dweck spricht in ihren letz­ten Vide­os von einem fal­se growth mind­set. Das kenn­zeich­net Per­so­nen, die sich für offen hal­ten, in ihrem kon­kre­ten Ver­hal­ten aber eine ande­re Spra­che sprechen.

Aus mei­ner Sicht ist es des­halb sinn­voll, zwi­schen ver­schie­de­nen Ebe­nen zu dif­fe­ren­zie­ren, wie ich es in der Gra­fik getan habe:

  • Wahr­neh­mung, also was neh­me ich über­haupt auf?
  • Füh­len, was löst es in mir aus?
  • Den­ken, was geht mir durch den Kopf?
  • Han­deln, was lei­te ich dar­aus ab?
  • Inter­ak­tio­nen, wie über­set­ze ich das in mei­ne Entscheidungen?

Sys­te­mi­sches Drei-Wel­­ten-Modell hilft bei der Einordnung

Nie­mand hat nur das eine oder ande­re, nur ein Fixed oder nur Growth Mind­set. Das sys­te­mi­sche Drei-Wel­­ten-Modell hilft zu dif­fe­ren­zie­ren und den Bezug zu einem Kon­text her­zu­stel­len. So gibt es oft erheb­li­che Unter­schie­de zwi­schen der pri­va­ten, orga­ni­sa­ti­ons­be­zo­ge­nen und pro­fes­sio­nel­len Welt eines Men­schen. Men­schen kön­nen beruf­lich äußerst “fixiert” sein, aber pri­vat extrem Growth-ori­en­­tiert. In Refle­xi­ons­pro­zes­sen muss die­ser Aspekt berück­sich­tigt wer­den. Denn: Wer sich pri­vat anders ver­hal­ten kann, kann es beruf­lich auch. Oft sind die Stell­schrau­ben für eine Ver­än­de­rung dann struk­tu­rel­le. Bei­spiels­wei­se kön­nen Anrei­ze ver­än­dert wer­den. Wer für Nach­fra­gen und Infra­ge­stel­len belohnt wird, ver­hält sich anders.

Die pro­fes­sio­nel­le Welt meint jene Welt in der ich auf­grund mei­nes Beru­fes und mei­ner beruf­li­chen Prä­gung lebe. Die­se ist ent­schei­dend für die Aus­bil­dung von einer eher fixier­ten oder growth ori­en­tier­ten Sicht der Dinge.

Ein Inge­nieur hat typi­scher­wei­se eine natur­wis­sen­schaft­li­che Sicht aus­ge­prägt und ein mecha­­nisch-kau­­sa­­les Ver­ständ­nis der Welt. Ein Geis­tes­wis­sen­schaft­ler sucht typi­scher­wei­se eher nach Erfah­run­gen und his­to­ri­scher Ein­ord­nung — allein hier lie­gen fun­da­men­ta­le Unter­schie­de, wenn wir es mit dem Mind­set ver­knüp­fen. Ein growth mind­set wür­de ver­schie­de­ne Welt­sich­ten inte­grie­ren und eher danach stre­ben, sei­ne pro­fes­sio­nel­le Sicht zu erwei­tern. Inter­es­san­ter­wei­se sehe ich der­zeit an ver­schie­de­nen Stel­len Strö­mun­gen, das mecha­­nisch-kau­­sa­­le Ver­ständ­nis zu erneu­ern, denn in der VUCA-Welt stößt es an Gren­zen. In einem durch mecha­ni­sche Sicht gepräg­tem Unter­neh­men ist auch das Mind­set davon beeinflusst.

Wer ein­mal die drei Wel­ten durch­läuft, könn­te fest­stel­len, dass er zwei Mal fixed und ein­mal growth-ori­en­­tiert denkt, fühlt und han­delt. Stellt man sich 10 spe­zi­fi­sche Situa­tio­nen und jeder Welt vor, wird es noch dif­fe­ren­zier­ter. Coa­ching kann hier anset­zen: Wie kann man pri­va­te Fähig­keit ins beruf­li­che über­tra­gen? Oder war­um genau tut man das nicht?

Mixed Mind­set ist der Normalfall

Letzt­end­lich haben die meis­ten Men­schen ein mixed Mind­set, in dem all drei oder min­des­tens zwei Aspek­te von Carol Dweck ver­tre­ten sind — nur in unter­schied­li­chen Mischungs­ver­hält­nis­sen. Mein Modell soll hel­fen, dar­über zu reflek­tie­ren — es soll nicht ein­ord­nen und fest­le­gen.  In sei­ner growth-ori­en­­tier­­ten Anwen­dung nut­zen wir es zu offe­nem Feed­back und gemein­schaft­li­chen und ite­ra­ti­ven Lern­pro­zes­sen. Wir reflek­tie­ren dar­über, was uns hin zu einer Fixie­rung geprägt hat und wor­an die­se sich zeigt. Wir über­le­gen, wie wir die­se Fixie­rung auf­lö­sen kön­nen und ein Growth Mind­set aus­bil­den können.

Carol Dwecks Modell lässt sich gut zusam­men mit ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gi­schen Ansät­zen den­ken, denn letzt­end­lich spie­gelt ein Mixed Mind­set eine Per­sön­lich­keits­struk­tur, die auf­ge­hört hat, sich emo­tio­nal zu ent­wi­ckeln und wei­ter­zu­bil­den. Dies spie­gelt unse­re Ein­tei­lung in Wahr­neh­mung, Füh­len, Den­ken, Han­deln und Interaktion.

Wenn Sie wis­sen wol­len, wie Sie Model­le wie das Growth Mind­set in kon­kre­te Inter­ven­tio­nen über­set­zen, besu­chen Sie unse­re Kur­se Psy­cho­lo­gie der Ver­än­de­rung und Agi­les Mind­set.

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3 Comments 

  1. Sascha Adam 15. Juli 2019 at 13:45 — Reply

    Hal­lo Svenja,
    fin­de ich einen guten Ansatz, Men­schen nicht in eine der bei­den Schub­la­den zu ste­cken, son­dern das Modell als Denk­an­stoß zur Reflek­ti­on zu nutzen.
    Was ist Dei­ne Erfah­rung, (wie) las­sen sich Men­schen von einem Fixed in ein Growth Mind­set entwickeln?

  2. […] Aus­gangs­punkt sei­ner Aus­füh­rung ist ein Bild, das es nach die­ser Über­zeu­gung jedem Men­schen ermög­licht sein Schick­sal selbst in die Hand zu neh­men und gestal­ten zu kön­nen. Was sich für man­che viel­leicht phi­lo­so­phisch und wenig pra­xis­nah anhört, ist in der Pra­xis, wenn wir über Ver­än­de­rungs­pro­zes­se spre­chen, aller­dings sehr rele­vant und äußert sich unter ande­rem in unter­schied­li­chen Denk- und Hand­lungs­lo­gi­ken. Nach Carol Dweck unter­schei­den sich Men­schen bei­spiels­wei­se in „Growth Mind­set“ und „Fixed Mind­set“. (9) Wäh­rend Ers­te­re davon über­zeugt sind, dass man sich per­sön­lich wei­ter­ent­wi­ckeln kann und danach stre­ben zu wach­sen, gehen Letz­te­re eher von einem sta­ti­schen Selbst­bild aus und stre­ben ten­den­zi­ell eher nach Sta­bi­li­tät und mei­den es an per­sön­li­che Gren­zen zu gehen. Die Unter­schie­de die­ser Pole äußern sich dann auch in der Gefühls­welt, wenn es um Ver­än­de­run­gen, Her­aus­for­de­run­gen und Kri­tik geht – sehr gut beschrie­ben und zusam­men­ge­fasst von Sven­ja Hofert. (10) […]

  3. […] “Fixed, Growth und Fal­se Growth Mind­set – Sind wir nicht alle ein wenig mixed? […]

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