Ich kann dich nicht (mehr) riechen!

Wie sich Kom­mu­ni­ka­ti­on durch Online-Zusam­men­ar­beit verändert

Wir begeg­nen uns immer sel­te­ner per­sön­lich. Geruchs- und Tast­sinn ver­schwin­den im Home Office. Das Sehen ver­än­dert sich. Wir hören mehr. Am Ende wer­den neue Kom­mu­ni­ka­ti­on­for­men ent­stan­den sein. Wie wer­den sich unse­re Sin­ne durch das Inter­net ver­än­dern? Und wie wirkt das auf Interaktionen?

Sie saß da in ihrem Stuhl, auf dem Bild­schirm mit dem Büro­stuhl in die Fer­ne gerückt, fünf Qua­drat­zen­ti­me­ter auf dem Bild­schirm. kaum Mimik erkennbar.

Ich frag­te, ob jemand etwas aus­pro­bie­ren wol­le, in die­sem geschütz­ten Raum des Inter­nets. Das Kopf­schüt­teln war kaum sicht­bar, aber das deut­li­che „mir geht es heu­te nicht gut, lie­ber nicht“ erreich­te mich wirk­lich – als Direkt­nach­richt im Chat..

Neue Kör­per­in­tui­ti­on

Kör­per­in­tui­ti­on ist die Wahr­neh­mung der eige­nen Bewe­gung der des Gegen­übers und die sekun­den­schnel­le Über­set­zung „das ist ein non­ver­ba­les Nein“. Wir ken­nen die Codes – aber was wenn wir sie nicht mehr sehen können?

Und nicht erst da form­te sich eine neue Gewiss­heit in mir. Die­se Art der Online-Zusam­­men­ar­­beit wird unse­re Kom­mu­ni­ka­ti­on ver­än­dern, weil die Kör­per­in­tui­ti­on an Gren­zen gerät. Wäh­rend im Semi­nar­raum Hal­tung und Mimik Bän­de spre­chen, lie­fert die Video­kon­fe­renz ande­re, neue und ver­fälsch­te Infor­ma­tio­nen. Blick­kon­takt etwa ist schlicht nicht mehr mög­lich. Er wird simu­liert, wenn ich in die Kame­ra schaue. Das ist Auf­merk­sam­keit für die Kame­ra, nicht unbe­dingt das Gegenüber…

Kei­ne Sta­tus­in­for­ma­tio­nen mehr in der Körpersprache

Online sehe ich eine zufäl­lig ange­ord­ne­te Videoka­chel. Ich habe auch kei­ne sozia­len Infor­ma­tio­nen. Sta­tus zeig sich in „real life“ etwa schon allein durch den intui­ti­ven Abstand oder die Nähe zu einer „mäch­ti­gen“ Per­son. In Online-Kon­­­fe­­ren­­zen fal­len die­se Infor­ma­tio­nen weg.

Sozia­le Netz­wer­ke haben das Pro­blem gelöst: Die Zahl und Art Fol­lower prägt Anse­hen und die Bla­sen­bil­dung. Wie wer­den Unter­neh­men künf­tig die Kom­mu­ni­ka­ti­on im Home Office steu­ern? Und z.B. dafür Sor­ge tra­gen, dass Mit­ar­bei­ten­de sich über das eige­ne Team hin­aus ver­net­zen – wo sie sich doch genau­so gut aus dem Weg gegen können?

Kei­ne zufäl­li­gen Begeg­nun­gen mehr

„Wir sehen uns“ – sol­che Ver­ab­re­dun­gen klin­gen inzwi­schen fast sur­re­al. Wir sehen uns nur, wenn wir uns expli­zit ver­ab­re­den oder sel­ber die Initia­ti­ve ergreifen.

Kom­mu­ni­ka­ti­on ist ver­ab­re­de­te Kom­mu­ni­ka­ti­on, selbst die zum Small Talk. Bei Won­der ren­nen wir mit dem Cur­sor den Bla­sen nach, um end­lich mal infor­mell chat­ten zu können….

Hypo­the­sen über die Zukunft der Online-Kommunikation

Wir ver­lie­ren Online auch einen Teil unse­rer Sin­ne – und erzie­hen die ver­blei­ben­den neu. Das wird Kom­mu­ni­ka­ti­on grund­le­gend ver­än­dern. Dazu habe ich, auch geprägt durch die Erfah­run­gen der letz­ten Mona­te, drei Hypothesen:

1. Die Schrift­spra­che wird wichtiger

Ob im Chat, in Pos­tings oder in arbeits­be­zo­ge­nen Brie­fings – wer ver­teilt arbei­tet, braucht eine kla­re und ein­deu­ti­ge Spra­che und eine hohe Bewusst­heit auch für klei­ne Wort­un­ter­schie­de. Wir müs­sen nicht mehr war­ten, bis wir zur Wort kom­men – bis dahin ist es schon in den Chat geschrie­ben. Das beschleu­nigt auch.

2. Denk-Zeich­­nen wird neue Kernkompetenz

Das Bild, aber auch die Zei­chen­spra­che der Emo­ti­cons über­brückt Ratio und Emo­ti­on. Die Fra­ge, wie kom­ple­xe Zusam­men­hän­ge in ein Bild über­setzt wer­den kön­nen, treibt Kol­la­bo­ra­ti­on und Co-Kre­a­­ti­on. Und Zeich­nen wird zu einer wesent­li­chen Zukunftskompetenz.

3. Die Stim­me ver­drängt das Sehen

Pod­casts begeis­tern vie­le . Aber auch der Hype um die App „Club­house“ deu­tet auf die zuneh­men­de Bedeu­tung des Lau­schens und Rau­schens. Beim Hören kön­nen wir ganz beim ande­ren sein, sind nicht abge­lenkt von Äußer­lich­kei­ten. Wir müs­sen uns nicht fra­gen, ob wir gut genug aus­se­hen oder starr in die Web­cam bli­cken… Das macht das Ohr frei für das Wesentliche.

Ver­küm­mer­te Sinne

Zwei Sin­ne ver­küm­mern gera­de, wenn sie im Pri­vat­le­ben nicht ein Revi­val erle­ben: Der Geruchs- und der Tast­sinn. Allein das Par­fum oder After Shave ver­rät viel über Men­schen – ihr Alter, ihre Sub­kul­tu­rel­le Zuge­hö­rig­keit und auch ihre Stimmungslage.

Angst kann man rie­chen. Wenn etwas in der Luft liegt, erschnup­pern wir was es ist ohne aktiv dar­über nach­zu­den­ken. Wir bemer­ken intui­tiv den Kör­per­ge­ruch, den Geruch in Stress­si­tua­tio­nen, den Ach­sel­schweiß. Und das Tas­ten? Der Hand­schlag – lan­ge Zeit ein wich­ti­ger Früh­in­di­ka­tor für den Cha­rak­ter einer Per­son – ist der­zeit ver­pönt. Wird er je wiederkommen?

Früh­in­di­ka­to­ren von Cha­rak­ter und Stimmung

Was wer­den die Früh­in­di­ka­to­ren für Cha­rak­ter und Stim­mung in der Online-Zusam­­men­ar­­beit sein? Wie wer­den feh­len­de Infor­ma­tio­nen wie die „feuch­te Hand“ kom­pen­siert werden?

Mög­li­cher­wei­se liegt in all dem ja auch eine Chan­ce: Wenn mir sol­che Infor­ma­tio­nen feh­len, kann ich unbe­las­te­ter mit Men­schen umge­hen. Mein Gegen­über ist dann eben nicht als „der mit schlaf­fen Hand“ oder „die mit zu viel Par­fum“ in mir abge­spei­chert, son­dern eher als die rucke­li­ge Lei­tung, das schlech­te Mikro oder der selt­sa­me vir­tu­el­le Zoom-Hintergrund…

Was heißt das für unse­re Online Kommunikation?

Emo­tio­na­le Infor­ma­tio­nen müs­sen wir uns bewuss­ter dazu­ho­len. Das heißt: Weni­ger inter­pre­tie­ren, mehr nach­fra­gen, mehr spre­chen, mehr schrei­ben und: emo­tio­na­ler sein. Raum geben für Check-In und Check-Out. Feed­back rich­tig geben und neh­men lernen.

Und: Die gemein­sa­men Inter­ak­tio­nen selbst zum The­ma machen.

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