Wie baue ich Vertrauen in der Teamentwicklung auf?
Vertrauen ist mehr als ein Gefühl

Vertrauen ist ein komplexes, diffuses Konstrukt, das schwer zu fassen und sehr flüchtig ist. Im Team ist fehlendes Vertrauen die größte Hürde auf dem Weg zu fruchtbarer Zusammenarbeit. Gerade laterale Führung, also die Führung über nicht positionslegitimierte Macht, kann ohne Vertrauen kaum funktionieren. Virtuelle noch weniger. So betrifft die interne Vertrauensfrage gerade Teamleiter, Scrum Master, interne Coachs und Personalentwickler. Wie baue ich Vertrauen auf?
Wissenschaftler unterscheiden allgemeines Vertrauen, emotionales Vertrauen sowie Zuverlässigkeit und Verlässlichkeit als weitere Vertrauenskonstrukte, die dem Big-Five-Merkmal Gewissenhaftigkeit zuzuordnen wären. Einige differenzieren zwischen kognitivem und interpersonellem Vertrauen.
Als Praktiker suchen wir nach einfachen, einleuchtenden Unterscheidungen und stellen fest: Es gibt Vertrauen, das bezieht sich auf die soziale Seite von Teams und Personen — das ist Vertrauen auf Beziehungsebene. Und solches, das bezieht sich auf die Fähigkeiten, also Kompetenzen, von Individuen und Teams. Die Vertrauensmatrix verdeutlicht das. Sie unterscheidet zwischen Ich- und Wir-Ebene, Sach- und Beziehungsebene. Auf der Ich-Ebene brauchen Menschen ein Motiv oder einen Wert, um zu vertrauen. Auf der Wir-Ebene braucht es Sinn und Ziel.
Vertrauen läuft über Akzeptanz, Toleranz und Wertschätzung
In einem entwickelten Team müssen alle Bereiche stimmen. Gehen Sie die Matrix einmal durch und orten Sie Ihren eigenen Standort. Vermuten Sie dann für einzelne Teammitglieder, wo diese stehen. Wenn Sie stark auf der Kompetenzseite verhaftet sind, kann es sein, dass die Beziehungsseite fehlt und damit auch Akzeptanz, Toleranz und Wertschätzung auf der Wir-Ebene. Akzeptanz, Toleranz und Wertschätzung sind drei Stufen, von denen Wertschätzung die höchste ist. Akzeptanz heißt, ich kann etwas annehmen. Tolerenz heißt, ich kann damit umgehen. Wertschätzung heißt, ich sehe es als einen mich ergänzenden Wert.
Kompetenzwahrnehmung spielt sich stark auf der individuellen Ebene ab. Es kann sein, dass unterschiedliche Personen als kompetent oder weniger kompetent empfunden werden. Kompetenz liegt also stark im Auge des Betrachters – auf der Sachebene. Wenn eine Person im Team weder kompetent noch zuverlässig ist, dann stört sie das gesamte Team. Zuverlässigkeit und Verantwortlichkeit sind neben der Kompetenz weitere wichtige Faktoren auf der individuellen Ebene. Ein zuverlässiger Mensch ist ein Mensch, der Zusagen macht und sich daran hält. Zuverlässigkeit verbündet sich mit einer Handlungsklarheit, einer Eindeutigkeit und Berechenbarkeit der Handlungen des und der anderen. Das Teammitglied handelt so, wie er es ankündigt. Er/sie sagt, was er/sie meint. Es gibt kein doppeltes Spiel. Die Beziehungsebene braucht das. Damit jemand jedoch so handelt, braucht er ein Motiv, einen Grund. Er muss wollen — eng nach der Formel Leistung = Wollen x Können x Dürfen. Wollen ist das Motiv oder/und der Wert, Können ist die Kompetenz. Dürfen ist das Ziel oder/und der Sinn.
Es braucht einen gemeinsamen Leistungswillen
Es braucht über Kompetenz und Zuverlässigkeit hinaus aber auch einen gemeinsame Leistungswillen des Teams. Wenn kein gemeinsamer Leistungswille da ist, nützt es wenig, dass die Beziehungsebene stimmt. Umgekehrt reicht die Kompetenzüberzeugung auf der Ich-Ebene nicht aus für den Glauben an die gemeinsame Leistung des Teams.
Im Arbeitskontext jenseits der Zwiebackfabrik, also im Wissensumfeld, sind alle Seiten von Vertrauen nötig. Ich muss an die emotionale Integrität des Einzelnen glauben, aber auch an die Kompetenz. Ich benötige Handlungsklarheit, aber auch gemeinsamen Leistungswillen.
In Teambildungsmaßnahmen wird die Beziehungsebene oft über- und die Sachebene unterbewertet. Doch was ist, wenn ich mit einem Menschen zwar gut klar komme, ihm aber nicht zutraue, das Leistungsniveau der Gruppe zu halten? In der Praxis komplexer Wissensarbeit sind diese Fragen oft wichtiger als die gegenseitiger Zu- oder Abneigung.
Wir von Teamworks glauben, dass in einer geänderten Arbeitswelt, deren Hauptaufgabe auch die Bewältigung von Komplexität ist, Sach- und Beziehungsebene gleichberechtigt nebeneinander bestehen muss. Ein einfaches Teambildungs-Event reicht da als Vertrauenszünder nicht aus. Es kann nur der Anfang von einem Prozess sein, der alle Seiten integriert. Daher bilden wir in unserer Ausbildung TeamworksPLUS® Teamentwickler aus, die den Prozess begleiten und weiterführen.
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Liebes Beratungsteam,
sehr guter Beitrag, dem ich voll zustimme. eine Frage habe ich noch dazu.
Was tun, wenn die Führungskraft feststellt, das die Mitarbeiter im Arbeitsteam
sich nicht aufeinander verlassen können? Wie ist Ihre Sichweise dazu?
Schöne Grüße
Sylvia Schade
Hallo Sylvia,
mit Wertschätzung zu diesem Artikel, meine erste Empfehlung: Bitte deine Führungskraft in die Ausbildung „TeamworkPLUS“ von Teamworks schicken 😉
Als kleinen Impuls, wie ich in ähnlichen Situationen agiere:
— One2One mit Führungskraft, um die Wahrnehmung/Beobachtung nochmal aufzugreifen
— One2One mit Teammitgliedern, zumindest 2–3 unterschiedliche Stimmen hören
— Workshop mit dem Team, um die mgl. Dysfunktion/diesen Konflikt erstmal für alle transparent zu machen
— Je nach Setting/Konflikt im Team, auch vorab nochmal eine anonyme Umfrage durchführen, 2–3 Fragen
— Wenn ein gemeinsames Verständnis über Dyfunktion/Konflikt erarbeitet wurde, dann bewusst(er) in den „Lösungs-Raum“ wechseln
— Was deinem Team zu diesem Zeitpunkt noch wichtig ist….
Cheers
Erik