Was ist Teamentwicklung in Zeiten des Umbruchs?
Interview: Organisationen durch Teams neu gestalten

Teamentwicklung hat das Ziel, kleine Gruppen schnell schlagkräftig, erfolgreich und produktiv zu machen. Zunehmend geht es um Selbststeuerung und Selbstentwicklung, denn der dezentralen Organisation gehört die Zukunft. In solchen Unternehmen sind Teams keine Befehlsempfänger mehr, sondern weitgehend autonome Einheiten, die sich aufs Ziel fokussieren. Das müssen Führungskräfte verstehen, um sich dazu zu positionieren. Das folgende Interview hat eine unserer Ausbildungsteilnehmerinnen mit Svenja Hofert geführt und ursprünglich für eine Mitarbeiterzeitschrift verfasst.
Die Arbeitswelt verändert sich kontinuierlich. Welche Herausforderungen sehen Sie für die Teamarbeit aktuell?
Unternehmen sind nicht auf Teams im eigentlichen Sinne eingestellt. Sie arbeiten mit Einzelpersonen und Gruppen. Personalentwicklung war ebenso wie Führung immer fokussiert auf Einzelpersonen, Teamentwicklung oft nur auf einer unteren Mitarbeiterebene als Teamevent vorgesehen.
Dabei geht im Kern um den Prozess des produktiven Organisieren gemeinsamer Arbeit mit dem Ziel der Wertstiftung. Daran sind alle beteiligt. Es müssen alle in diesem Sinn zusammenarbeiten, sogar in erster Linie das Management und die oberen Führungskräfte. Dabei entwickeln sich immer mehr verschiedene Formen von Teams, etwa stabile und fluide.
Kollaboration auch Teamübergreifend ist zentral – und das heißt auch, das gemeinsame Ringen um gute Lösungen mit Leuten, die ganz andere Perspektiven haben.
Agilität hat den Blick zusätzlich auf Selbstorganisation gelenkt, oder vielmehr auf Selbststeuerung. Wirklich agile Teams verbessern sich selbst – aber sie zu „bauen“ braucht eben mehr als nur eine Struktur à la Kreisorganisation oder auch Scrum-Team. Ganz wichtig ist auch hier Teamentwicklung.
Wieso sehen Sie als Expertin und viele Führungskräfte gerade aufgrund dieser Veränderungen die Teamentwicklung als so wertvoll an?
Wir sind mitten in der größten Transformationen überhaupt. Der Begriff “digitale Transformation” führt irre, denn es geht um eine menschliche. Mit tayloristischen Methoden kommen wir nicht in diese neue, völlig andere Zeit. In Gruppen kann sehr viel mehr entstehen als auf dem Schreibtisch einer Person. Es geht ja längst nicht mehr um Expertenwissen, sondern darum, das Wissen produktiv und fruchtbar zu machen. Und das hat viel mehr mit Kommunikation und Haltung zu tun als man auf den ersten Blick denkt. Denn viele Menschen arbeiten deutlich unter ihren Möglichkeiten, auch weil sie sich Gruppenkonventionen unterworfen haben. Da ist viel Energie, die frei werden könnte, wenn man sie richtig lenkt.
Teamentwicklung, Teambildung und Teamcoaching klingt irgendwie gleich, was ist denn nun eigentlich was?
Teamentwicklung ist eine Prozessbegleitung mit dem Ziel, die Leistung zu ermöglichen und zu verbessern. Dazu gehört eine Reflexion über die Ziele und die Normen der Gruppe — und die Frage ob daraus ein Team werden kann oder muss. Woran erkennt man das? An der Harmonie oder den Lösungen? Natürlich letzteres. Denn als lebendes Element einer Organisation sind Teams ein Kern dessen, was diese ausmacht.
Auch die Stärken, die jeder einbringen kann (und will) sollten reflektiert werden. Sowie auch Entwicklungshemmnisse, etwa Konflikte in der Gruppe oder zwischen einzelnen Teilnehmern.
Teambildung ist der erste Schritt, sowas wie der Auftakt. Hier kommen die Menschen zusammen, lernen sich kennen und idealerweise eben auch vertrauen. Sie bauen gemeinsame Ressourcen durch Erlebnisse auf, die Kraft und Motivation geben. Was haben wir damals bei der Kanufahrt doch alles geschafft! Die Erinnerung wirkt auch in den Alltag. Und sie ist stärker, wenn sie mit dem Raum und dem Kontext auf die Menschen wirkt — Homeoffice hat da begrenzte Möglichkeiten.
Teamcoaching bedeutet, dass man ein Team coacht, das seine Leistung und Ziele nicht erreicht. Dafür muss es aber eben schon ein Team sein und nicht nur ein loser Haufen. Teamcoaching setzt diesen Prozess voraus — eine Gruppe mit Leuten, die Einzelinteressen verfolgen, kann niemand coachen.
Hochseilgarten, Weihnachtsfeier und gemeinsames Abendessen tragen oft zur guten Stimmung im Team bei. Warum ist ein einmaliges Teamevent jedoch noch lange keine Teamentwicklung?
Ein Team ist ein lebender und atmender Organismus. Manchmal braucht es neue Energie und deshalb ist die Weihnachtsfeier von 2021 wichtig – aber es braucht auch noch etwas anderes. Teamentwicklung beinhaltet auch komplexere Aushandlungsprozesse — etwa darüber, welche Entscheidungen das Team trifft oder wie es seine Ziele erreicht. Konflikte sind normal und müssen bald bearbeitet werden, damit sie nicht „erkalten“ und dauerhaft behindern.
Wie kann die Teamentwicklung aus Ihrer Sicht ganz einfach in den Führungsalltag einfließen?
Teamentwicklung kann Teil eines jeden Meetings sein. Man braucht nur 10 Minuten investieren, etwa um sich der eigenen Stärken bewusst zu werden oder über die Zusammenarbeit betreffende Themen zu reflektieren. Dadurch kommt Energie ins Team, gerade in einer Zeit, die durch viel Homeoffice und das Ringen um hybride Lösungen geprägt ist. Da geht die Bindung zur Organisation oft verloren, man schmort im eigenen Saft. Kreative Ideen sind gefragt, etwa regelmäßiges gegenseitiges Feedback. Auch die Frage „wie geht es mir?“ ist alles andere als überflüssig. Ein Team, das offen über Befindlichkeiten sprechen kann, kann auch offener bei anderen, es selbst betreffenden Themen sein. Denn dadurch wir das Individuum gestärkt. Teamentwicklung bewegt sich immer zwischen den Ebenen von Ich und Wir.
Welchen persönlichen „Geheim-Tipp“ möchten Sie Führungskräften zum Thema Teamentwicklung mit auf den Weg geben?
Starten Sie damit, in Ihrem Team Verantwortung zu verteilen. Lassen Sie z.B. jemanden eine Stunde aus der Rolle des „Fokusbeschleunigers“ auf ein Meeting schauen, aus der Rolle des „Stärkenfinders“ oder des “Feedbacks”. Danach schildert diese „Mikrorolle“, was sie wahrgenommen hat. Das Team lernt dadurch auf bestimmte, wichtige Aspekte zu achten. Das will aber geübt sein und solche Rollen sollten wechseln. Sie als Führungskraft können damit anfangen, einfach mal die Moderation an einen Mitarbeiter zu geben. Und bitte nicht kritisieren. Alles braucht Übung und Lernen. Unterstützung durch eine Weiterbildung wäre doch was?
Teamworks bietet seit 2015 mit TeamworksPLUS eine etablierte, zertifizierte und professionelle Ausbildung in Teamentwicklung an, die den systemischen Blick auf die Organisation und Organisationsentwicklung immer einbezieht.
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